Die konformistische Revolte

Zur Mythologie des Rechtspopulismus

Vortrag und Diskussion mit Leo Roepert

Die Frage nach den Ursachen des „Rechtsrucks“ ist Gegenstand anhaltender Debatten. In Teilen der politischen Linken ist dabei die Tendenz zu beobachten, den Rechtspopulismus als lediglich fehlgeleiteten Protest gegen Neoliberalismus und Postdemokratie zu verharmlosen – weshalb auch die Forderung nach einem linken Populismus als Gegenmittel immer mehr Zuspruch erfährt. Solche linken Erklärungsversuche erkennen zwar richtig, dass ein Zusammenhang zwischen dem „Rechtsruck“ und gesellschaftlichen Krisenentwicklungen besteht, es fehlt allerdings an einem Verständnis für die irrationale und destruktive Eigendynamik des bürgerlichen Krisenbewusstseins, das in den neuen rechten Mythen zum Ausdruck kommt.

Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über die aktuellen politischen und sozialwissenschaftlichen Debatten um das Erstarken der Rechten. Anschließend wird gezeigt, wie der Rassismus, die identitären Geschlechtervorstellungen und die Untergangs- und Verschwörungsmythen der populistischen und extremen Rechten eine Deutung der Krise liefern, die eine Einsicht in ihre ökonomischen Ursachen umgeht und es ermöglicht, die Identifikation mit dem Bestehenden aufrechtzuerhalten. So erscheint die Krise als Komplott dunkler Mächte, als Verfall von Identität und Gemeinschaft und als Überwältigung durch Fremde. Damit ist auch eine autoritär-destruktive Handlungsoption vorgegeben: Beseitigung der Feinde, Sturz der „dekadenten“ Verhältnisse und die Wiederherstellung von „ewigen“ Werten und Ordnungsprinzipien.

Leo Roepert ist Soziologe am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kritische Theorie, Rechtspopulismus/Neue Rechte, Rassismus und Antisemitismus.

Die Veranstaltung wird organisiert von der Initiative für Gesellschaftskritik Dortmund.